Rudolf Steiner
Richard Wagner im Lichte der Geisteswissenschaft
3. Vortrag
BERLIN, 12. MAI 1905
Erstveröffentlichung in: „Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht, Nachrichten für deren Mitglieder“ (1936), Nr. 46 und 47.
Im vorhergehenden Vortrag haben wir gesehen, wie der große Künstler Wagner zum Mythos zurückgekehrt ist, um große Weltzusammenhänge darzustellen. Im Siegfried-Mythos lebt der ganze Inhalt der nordischen Weltanschauung bis zu der Zeit des Christentums. Diese nordische Weltanschauung hat einen tragischen Zug; sie endet in der Götterdämmerung. Was bedeutet dieser tragische Zug?
Ich habe gesagt, dass es auch im Norden Mysterien gab; in ihnen wurde den Schülern erklärt, was es bedeutet, dass der nordische Mythos mit der Götterdämmerung abschließt. In diesen Mysterien wird etwas enthüllt von dem, was noch verborgen ist und erst in der kommenden Zeit geschehen soll. Die Priester der nordischen Welt hatten zu verkünden, dass die alte Götterwelt untergehen werde und eine neue aus dem Feuer, in dem die nordische Welt untergeht, durch Christus zu geläuterter Liebe sich erheben werde. Das Alte musste sterben; daher der tragische Zug nach dem Ende hin. Das ist es, was Wagner in so wunderbarer Weise hindurch-leuchten lässt: Diese Vorbereitungsstimmung der nordischen Sagen, die ausklingt in der Götterdämmerung.
Vier Phasen hat diese nordische Weltanschauung. Durch vier Stufen ist die Menschheit gegangen, und dann ist Christus gekommen. Wir leben heute in der fünften Unterrasse der fünften Wurzelrasse, der andere vorangingen: Die Sanskrit-Kultur, dann die persisch-medische und die chaldäisch-babylonisch-ägyptische Kultur; die griechisch-lateinische Kulturepoche war die vierte, und nun haben wir im Norden den teutonisch germanischen Volksstamm. Da schießt das Christentum als ein neuer Einschlag hinein. Auf dieser Stufe wird sich alles ändern, und das Alte wird untergehen. Dies wird sehr schön dargestellt in der Erzählung von Winfried-Bonifatius, der die heilige Eiche fällt. „Eiche“ ist gleichbedeutend mit „Druide“ in den alten Mysterien. So bedeutet das Zertrümmern der Eiche die Vernichtung der alten nordischen Religion. Diese Überwindung des Druidenkultus haben die nordischen Mysterien vorhergesagt.
Während die vier ersten Unterrassen im Süden sich entwickelten, haben die nordischen Völkerschaften diese Entwicklung für sich vorbereitet. Auch hier haben wir vier Phasen, auch hier geht die Entwicklung durch vier Stufen; die letzte ist die Götterdämmerung selbst. Es ist eigentümlich, dass in diesen vier Phasen die ganze frühere Entwicklung der Menschen sich wiederholt. Die Menschheit hat verschiedene Zustände durchgemacht. Der nordische Mythos ist eine Art Erinnerung an die ganze Geschichte der Erde; sie lebt in ihm als Anschauung, als mythischer Inhalt. Und in Wagners Dramen leben diese vier Stufen der Entwicklung, weil er seine Dramen aus dem Mythos genommen hat. Ganz richtig hat Wagner eine Tetralogie gebildet. Mit dem Vorspiel stellt sich in den vier Teilen die Entwicklung der Menschen dar; die fünfte Stufe wird das Christentum sein.
Was ist das Grundmotiv im „Rheingold“? Und was ist das Grundmotiv unserer jetzigen Wurzelrasse? – Wenn wir zurückgehen zur polarischen Wurzelrasse, finden wir Menschen, die noch nicht Selbstbewusstsein besaßen und noch nicht in verschiedene Geschlechter getrennt waren; ebenso bei den Hyperboräern. Erst in der dritten Wurzelrasse, in der lemurischen Epoche, wird der Mensch eingeschlechtlich. Und erst in der atlantischen Zeit wird das Ich geboren, bei der fünften Unterrasse. Da sagt der Mensch zum ersten Male zu sich selbst „ich“. Dieses Ich-Bewusstsein wird im Mythos als Zwerg geschildert, als Alberich, es wird empfunden als aus Nifelheim aufsteigend. Atlantis war das Nifelheim, und mit Recht konnte es ein Nebelheim genannt werden. Noch nicht war unsere Erdatmosphäre von den Wasserdämpfen gereinigt, noch gab es keine Niederschläge durch Regen. Aus diesem Nifelheim mit seinen brodelnden Wassern und schwebenden Nebeln heraus wird das menschliche Ich geboren. Das drückt Wagner großartig aus in dem Es-Dur-Akkord des Orchesters; das Grundmotiv unserer gegenwärtigen Menschheit erschallt aus Nifelheim.
Machen wir uns klar, was auf Erden geschehen ist in dieser Zeit. Als ein seelisches Wesen kam der Mensch auf die Erde. Aus der Äthererde wurde sein Leib geboren. Noch ist der Mensch nicht Mann oder Weib, noch weiß er nichts von Besitz, nichts von Macht. Als Wasser wird die Seele bezeichnet. Der Besitz, der zugleich Macht ist, wird noch gehütet von den wogenden Mächten der Astralwelt, den Rheintöchtern. Aber es bereitet sich langsam vor, was in der atlantischen Zeit herauskommt: das Ich, der Egoismus. Aber in dem ursprünglichen Seelenwesen war etwas enthalten, worauf der Mensch nun verzichten muss: die Liebe, die noch nicht eine äußere Wesenheit sucht, sondern die in sich selbst ruht. Auf diese in sich selbst ruhende Liebe muss Alberich verzichten. Das kann er durch den Ring, der alles Menschliche verbindet. Solange die Zweigeschlechtlichkeit erhalten war, bedurfte der Mensch des Ringes nicht; erst als er die seelische Liebe aufgab, die Zweigeschlechtlichkeit, musste der Ring äußerlich das verbinden, was getrennt ist. In der Vereinigung mit einem anderen Sonderwesen muss der Mensch nun die Liebe erreichen. Der Ring ist das Symbol des Zusammenschlusses gesonderter Menschen, die Verbindung der beiden Geschlechter im Physischen. Als Alberich den Ring erobert, muss er die Liebe aufgeben. Nun kommt die Zeit, wo der Mensch nicht mehr im Einheitlichen schaffen kann. Früher waren Leib, Seele und Geist eins. Jetzt schafft die Gottheit von außen her den Leib. Die Geschlechter stehen sich feindlich gegenüber; die zwei Riesen Fafner und Fasolt stellen sie dar. Der menschliche Körper ist eingeschlechtlich geworden.
In den alten Religionen ist der menschliche Körper als Tempel dargestellt worden; an ihm schafft die Gottheit von außen. Den inneren Tempel, unsere Seele, soll der Mensch selbst schaffen, seitdem er ein Ich geworden ist. In der schaffenden Gottheit ist die Liebe noch erhalten; sie schafft noch an dem „äußeren Tempel“. Das ist im Mythos in der Stelle enthalten, wo Wotan den Riesen den Ring nehmen will und wo ihm Erda erscheint und ihm davon abrät. Erda ist das hellseherische Gesamtbewusstsein der Menschheit. Der Gott soll den Ring nicht behalten, der das zusammenschließt, was sich auflösen muss, um erst auf höherer Stufe, wenn die Geschlechter sich wiederum neutralisiert haben, sich wieder zu vereinigen. So ist Wotan durch die prophetisch-hellseherische Kraft des Erdenbewusstseins abgehalten, den Ring in seine Gewalt zu bekommen; der Ring bleibt den Riesen. In jedem Menschen ist fortan nur ein Geschlecht enthalten. Der Riese bedeutet die physische Körperlichkeit. Nun erst bauen die Riesen Walhall. Im Streite um den Ring wird Fasolt von Fafner getötet, es ist der Gegensatz zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen. In jedem Menschen wird erst ein Geschlecht ertötet; der Mann tötet das Weib, das Weib den Mann in sich.
Nun aber muss erst aus dem umfassenden Erdenbewusstsein das höhere Bewusstsein geboren werden. Das geschieht durch die Verbindung Wotans mit Erda, und es entsteht Brünhilde. In ihr ist noch etwas vorhanden von der göttlichen Allweisheit des Weltbewusstseins. Dieses Bewusstsein tritt aber zunächst zurück. Dagegen erzeugt Wotan mit einem Erdenweibe Siegmund und Sieglinde. Das ist die seelische Zweigeschlechtlichkeit, die männliche und die weibliche Seele. Jede kann unmöglich für sich allein weiterleben. Die weibliche Seele, Sieglinde, verfällt dem Raub durch Hunding; die Seele muss sich ergeben an das physische Gehirn. Nun beginnen die Irrwege Siegmunds, der im Leibe eingeschlossenen Seele; sie ist nicht mächtig genug, an das Göttliche heranzutreten, das verloren ging. Die Götter können Siegmund nicht schützen; das Schwert zerschellt am Speere des Wotan.
Da muss Wotan die Leitung abgeben an das ganz im Sinnlichen wirkende menschliche Selbst, an Hagen, den Sohn Alberichs, an das Prinzip des niederen Selbst. Gegen das Bündnis des männlichen mit dem weiblichen Seelischen verschwören sich alle Mächte. Wotan selbst muss Fricka beistehen. Fricka stellt die männlich-weibliche Seele auf höherer Stufe dar; sie drängt Wotan, die Verbindung zwischen männlicher und weiblicher Seele auf irdischer Stufe zu lösen. Es bleibt im Leben das männliche und das weibliche Seelische zusammengefügt; auf der Erde aber spielt das Blut, spielt die Sinnlichkeit hinein. Tief ist das angezeigt in dem Zug der Geschwisterliebe. Das ist das Unerlaubte, was hineinspielt, und wenn das herrschend bleibt, müssen Siegmund und Sieglinde, muss das Physische untergehen. Sieglinde soll durch das allumfassende Bewusstsein, Brünhilde, vernichtet werden; alle Erdenentwicklung wäre gehemmt. Brünhilde steht ihr aber bei und gibt ihr das Ross Grane, das den Menschen durch die Erdenereignisse trägt. Brünhilde zieht sich in die Verbannung zurück, Waberlohe umgibt ihren Felsen. Jetzt ist das hellseherische Bewusstsein umgeben von dem Feuer, durch das der Mensch erst hindurch muss, um gereinigt zu werden, wenn er wieder hin will zu dem allumfassenden Bewusstsein.
Sieglinde aber, das Seelisch-Weibliche, gebiert Siegfried, das menschliche Bewusstsein, das wieder hinauf soll zum Höheren. Er wächst auf in der Verborgenheit bei Mime. Er muss die niedere Natur, den Lindwurm überwinden, um sich die Macht zu erringen. Er überwindet auch Mime. Wer ist Mime? Mime kann etwas verleihen, was unsichtbar macht, die Tarnkappe, etwas von einer Macht, die für die gewöhnlichen Menschen nicht sichtbar ist. Die Tarnkappe ist das Symbol des Magiers – und zwar sowohl des weißen wie des schwarzen Magiers -, der sichtbar unter uns wandelt, aber als solcher unsichtbar ist. Mime ist der Magier, der aus irdischen, schwarzen Kräften heraus die Tarnkappe geben kann. Er will Siegfried zum schwarzen Magier machen, aber Siegfried will nicht. Er hat den Lindwurm getötet, einen Tropfen des Blutes, des Symbols der Leidenschaften in sich aufgenommen und ist dadurch in den Stand gesetzt, die Sprache der Vögel, des Sinnlich-Irdischen, zu verstehen. Er kann den Weg des höheren Eingeweihten gehen; der Weg zu Brünhilde, dem Allbewusstsein, wird ihm gezeigt.
Bis jetzt haben wir drei Phasen der nordischen Entwicklung: Erst den Zwerg, dann den Riesen, und nun den Menschen. Die Walküre bedeutete die zweite Phase. Und in Siegfried haben wir erst die Geburt des Menschen selbst. Eingeschlossen in die Körperlichkeit muss er erst wieder den Weg zurückfinden zur reinen Weisheit. In der Götterdämmerung, in dem vierten Teile, ist ausgedrückt, dass in der nordischen Welt der Mensch noch nicht reif war, dass er die vollständige Einweihung noch nicht erlangt hatte. Siegfried ist noch verwundbar an einer einzigen Stelle, an derselben, wo Christus das Kreuz getragen hat. Siegfried konnte das Kreuz noch nicht auf sich nehmen. Es ist dies ein tiefer Ausdruck dafür, was dem nordischen Volke noch fehlte: dass ihm dieses Christentum noch eine Notwendigkeit war. Siegfried kann sich nicht mit Brünhilde vereinigen; er ist die menschliche Seele, aus dem Erdenweib gezeugt, aus der Vereinigung Siegmunds und Sieglindes. Brünhilde ist die jungfräulich Gebliebene, das höhere Bewusstsein.
In der letzten Phase muss das höhere Wissen erlangt werden. Weil der Mensch noch nicht die Fähigkeit erlangt hat, sich mit der jungfräulichen Weisheit zu vereinigen, hat er den Trieb nach höherem Wissen als Verlangen. Dies muss überwunden werden. Und dass er sich in irdischer Begehrlichkeit mit Brünhilde vereinigen will, führt zum Austausch der Güter; sie gibt das Ross, er den Ring.
Bevor der Mensch sich mit dem höheren Selbst vereinigen kann, hat auch der Ring, der äußere Zwang, noch nicht seine Macht verloren. Der Mensch taucht unter in das niedere Bewusstsein, er ist mit Blindheit geschlagen. Siegfried vergisst Brünhilde, er verbindet sich mit Gudrun, dem niederen Bewusstsein. Er will sogar für den Nicht-Würdigen, den anderen, für Gunther, um Brünhilde werben. Das heißt, in der letzten Phase, vor Eintritt des Christentums, verfällt der Mensch noch einmal dem nicht reinen Pfad, den dunklen Mächten. Die unrechtmäßige Verbindung Brünhildes mit Gunther ist die Ursache zu Siegfrieds Verderben. Er muss den Tod finden durch die niederen Mächte, in deren Gewalt er sich verstrickt hat.
Es naht die letzte Phase. Noch einmal treten die drei Nornen auf. Es ist die Phase, wo das allumfassende Bewusstsein verlorengeht:
Zu End‘, ewiges Wissen!
Der Welt melden
Weise nichts mehr: –
Hinab zur Mutter, hinab!
Die höhere Weisheit, die früher den Göttersöhnen gegeben war, geht auf der Erde verloren; sie geht zurück zum Ewigen. Die Menschheit ist auf sich selbst angewiesen.
Das Musikdrama „Tristan und Isolde“ ist für den, der tiefer schaut, für Wagner noch einmal ein Immer-klarer-Werden des Problems der Zweiheit der Geschlechter. Das Männliche und das Weibliche hat nur Bedeutung für den physischen Plan. In Tristan lebt die Sehnsucht, nicht mehr getrennt zu sein, den Ausgleich zu finden, ein Bewusstsein zu haben, das nicht mehr männlich oder weiblich ist. Diese Sehnsucht wogt und wallt in dem Drama: Nicht mehr Ich-Tristan zu sein, sondern Isolde in sich aufgenommen zu haben; nicht mehr Ich-Isolde zu sein, sondern Isolde und Tristan zu sein. Verloren ist den beiden das Bewusstsein dieser Trennung. So klingt es aus in den Schlussworten dieser Dichtung, das Erlöstsein von dem Sondersein:
In des Wonnemeeres
wogendem Schwall,
in der Duftwellen
tönendem Schall,
in des Weltatems
wehendem All –
ertrinken –
versinken –
unbewusst –
höchste Lust! –
Jedes Wort ist herausgeprägt aus einem tieferen Wissen. Die astrale Welt ist dieses wogende Wonnemeer, die in duftenden Tönen erschallende Welt ist Devachan. Das Lebensprinzip ist der Welt-Atem, in ihm muss sich alles ausgleichen. Nicht mehr getrennt im Bewusstsein: im Undifferenzierten ertrinken, versinken, unbewusst, das ist höchste Lust. – Höchste Lust für das Irdische ist es in der Tat, zu überwinden das Sinnliche aus dem Geistigen heraus. Die Lust, die zur Vernichtung des Irdischen strebt, adelt; sie ist die Überwindung dessen, was sie selbst in sich hat. Das ist das Problem, das Wagner zu lösen versuchte in „Tristan und Isolde“.
Alle diese Gedanken, sie lebten etwa nicht bewusst, nicht abstrakt in Wagner, sie leben aber in den Mythen, und Wagner zog sie aus den Mythen. Es braucht der einzelne Künstler nicht diese Gedanken abstrakt in sich zu haben. So wie die Pflanze nach Gesetzen wächst, ohne diese Gesetze zu kennen, so leben im Mythos die Weltenkräfte als Symbolbild göttlicher, ewiger Wahrheit.
Wagners Siegfried ist noch verstrickt in das Irdische, er muss darin zugrundegehen. Brünhilde erkennt den Zusammenhang, und sie versteht, um was es sich handelt. So tritt sie den Ring den Rheintöchtern ab, an das Element, das nicht hineingedrungen ist in das Spiel dieser Welt. Die ganze Menschheits-entwicklung geht zurück zur ursprünglichen, jungfräulichen Materie.
Eine neue Weltanschauung tritt an die Stelle der älteren, nordischen Weltanschauung, die nicht mehr appelliert an das Äußerliche, Sinnliche, sondern nur an das jungfräulich Gebliebene, an die Seele. Brünhilde, die noch mitverstrickt ist in das Äußere, Sinnliche durch ihre Vereinigung mit Siegfried, reitet in das Feuer hinein. Dort herausgeboren wird die Liebe. Es ist dies ein Gedanke, der zunächst noch tragisch ist für den Norden; denn das, was man zu begreifen imstande war, geht zugrunde. Herausgeboren aus dem Feuermeer, der ursprünglichen, jungfräulichen Materie, wird vom Geiste die Liebe. „Et incarnatus est de Spiritu Sancto ex Maria virgine.“ Aus demselben Element, aus dem vorher der Egoismus, die sinnliche Liebe geboren ist, wird jetzt ein neues Gefühl geboren, das erhaben ist über alles, was verstrickt ist in dem physischen Plan. Die Weisheit geht zurück, um aus dem Teile des Elementes, das sich die jungfräuliche Keuschheit bewahrt hat, die Liebe erstehen zu lassen. Das ist der Christus, das christliche Prinzip. Die selbstlose Liebe im Gegensatz zur selbstischen Liebe, das ist die große Evolution, die erkauft wird mit der geheimnisvollen Involution des Todes, dem Untergange des Physischen. Streng haben wir gegenübergestellt die Gegensätze von Leben und Tod.
Das Holz ist das verdorrte Leben, und an diesem Holze hängt das neue, das ewige Leben, aus dem das neue Zeitalter jetzt geboren wird. Ein neues, geistiges Leben geht aus der Götterdämmerung hervor. Wie Richard Wagner sich sehnte, nachdem er durch die vier Phasen des nordischen Lebens hindurchgegangen war, dieses christliche Prinzip in seiner Tiefe darzustellen, das hat er uns dargetan in seinem Parsifal – er bedeutet die fünfte Phase. Weil Wagner das durchlebt hat, was das Tragische war in der nordischen Entwicklung, war ihm die Glorifikation des Christentums ein Bedürfnis.